Volkstrauertag 2024
In guter Tradition sind wir beim alljährlichen Volkstrauertag u.a. mit Chargiertenabordnungen am Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege der Stadt München im unteren Hofgarten dabei. Der Volkstrauertag wird durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge durchgeführt. Vorab fand im Herkulessaal die würdige Gedenkstunde statt. Die Gedenkrede wurde von Staatsministerin Frau Ulrike Scharf, MdL gehalten. Sehr bewegend und nachdenklich stimmend war die Lesung. Hier haben Schülerinnen der Andreas-Schmeller-Realschule aus Ismaning Schicksale aus dem Kriegsjahr 1944 Revue passieren lassen. Beispielhaft sind hier zwei Originalberichte abgedruckt.
Gotthard Neubert war erst 17 Jahre alt, als er 1943 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Er schildert seine Erlebnisse am D-Day, dem Tag der Landung der Alliierten in der Normandie:
„Wir hatten kaum ein Auge zugetan in der Nacht zum 6. Juni 1944. Trotz einer Flasche Calvados, für die Nerven. Alle wussten, dass etwas kam – nur nicht, was genau. Oder wann. Oder wie viele. Jeder spürte es, keiner sprach darüber. Gebannt starrten wir aufs Meer. Und dann, gegen fünf Uhr, kamen sie: erst nur eine Kette kleiner Punkte am sich erhellenden Horizont, unwirklich. Bis daraus Schiffe wurden. Nie werde ich das dumpfe Grollen der Bordkanonen vergessen, als das Bombardement der Küste begann. Links und rechts von uns knallten Detonationen, der Lärm war furchtbar – und die Angst, getroffen zu werden. Mit schlotternden Knien spähten wir hinaus aufs Meer, auf die kleinen Punkte neben den schwimmenden Riesen: Landungsboote. Aus unserem Bunker sahen wir, wie Angriffswelle auf Angriffswelle gegen den Strand anbrandete und sich brach. Viele Einheiten wurden im deutschen Dauerfeuer förmlich niedergemäht.“
Der damals 22-jährige US-Captain John Raaen erlebte den D-Day auf der anderen Seite des Strands. Er ist heute mit 102 Jahren einer der letzten Veteranen der Invasion in der Normandie. Sein Alter lässt erahnen, um welche Lebensfülle die tausenden Soldaten betrogen wurden, die an diesem Tag ihr Leben lassen mussten. John Raaen erinnert sich:
„Wir waren die dritte Landungswelle, die Omaha Beach erreichte. […] Obwohl es fast taghell war, konnten wir den Strand vor uns nicht sehen. Ringsum deutsches Artilleriefeuer, Schiffe brannten. Ich sah, wie eine Granate ein Landungsboot mit 250 Infanteristen traf. Die Männer vor uns wurden von den Deutschen abgeschlachtet. Deshalb leitete unser Kommandeur uns circa 800 Meter weiter an einen anderen Strandabschnitt, weit östlich unseres eigentlichen Zielpunktes. Am Ufer war viel los. Feuer, Explosionen, Gewehrkugeln zischten einem über den Kopf. Man hörte die Schüsse nicht. Man hörte nur die Schockwellen, als einem die Kugeln übers Haar jagten. 5000 Kugeln pro Minute, schrecklich viele Kugeln. Es war ein konstantes Pop-Pop-Pop-Pop-Pop. Man gewöhnte sich bald fast daran. Aber dann traf es einen direkt neben dir, und du wusstest, dass die Kugeln nicht immer nur über die Köpfe gingen.“
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